Zehn Jahre lang war der Kulturraum Kägiswil für die Region eine wichtige kulturelle Begegnungsstätte. Am Freitagabend lädt der Obwaldner Künstler Guschti Meyer an diesem Ort zu einer letzten dreiwöchigen Ausstellung ein.
Rafael Schneuwly, Neue Obwaldner Zeitung, 20. Februar 2024
Die Gründerinnen und Organisatorinnen Elisabeth Hartmann (links) und Yvonne Gnos nehmen bald Abschied vom Kulturraum Kägiswil. Bild: Rafael Schneuwly (Kägiswil, 25.1.2024)
Es muss ein kreatives Gespräch gewesen sein, das vor zehn Jahren in Kägiswil geführt wurde. Die Sarnerin Yvonne Gnos erfuhr, dass Elisabeth Hartmann, die Besitzerin der Liegenschaft an der Kreuzstrasse 30, das Parterre zur Vermietung ausgeschrieben hatte. Gnos erinnert sich noch gut an die erste Begegnung: «Aus ‹Gwunder› habe ich die Räume besichtigt. Im Gespräch haben wir herausgefunden, dass wir einen so schönen Raum gerne mit anderen teilen wollten. So entstand die Idee eines Ausstellungsraums, und wir haben den Versuch ohne ein genaues Konzept gestartet.»
Learning by Doing
Den beiden Frauen kam zugute, dass sie eine enge Beziehung zur Kunst haben. Elisabeth Hartmann beschäftigt sich seit 30 Jahren mit Porzellanmalerei, besuchte fünf Jahre lang das Kunstseminar Luzern und interessiert sich seit Kurzem auch für Kalligrafie. Yvonne Gnos war Tänzerin am Stadttheater Luzern. Heute stellt sie Arbeiten aus Speckstein her. Zudem verarbeitet sie Pflanzen zu Naturfarbe, färbt damit Stoffe und Papier und fügt diese anschliessend zu Bildern zusammen. Im Juni 2014 stellte Gnos unter dem Titel «Bunte Spielereien» zum ersten Mal im neuen Kulturraum aus. Der Einladungskarte kann man entnehmen, dass sich die Organisatorinnen ein «Zentrum für Kunst, Kunsthandwerk, Lesungen, Kurse, Theater, Modeschauen oder Philosophie» wünschten.
In der Folge wurde das Raumangebot in erster Linie für Kunst- und Kunsthandwerk-Ausstellungen genutzt. Nach Aussage von Elisabeth Hartmann achteten die Veranstalterinnen unter anderem darauf, dass Kägiswil allen zur Verfügung stand: «Wir wollten eine besucherfreundliche Atmosphäre schaffen und wählten deshalb die Kunstschaffenden – bekannte und weniger bekannte Namen – für die von uns organisierten Ausstellungen selbst aus. Erfreulicherweise durften wir von Anfang an auf Zeitungsartikel von Romano Cuonz zählen, und auch vom Kanton wurden wir finanziell unterstützt.» Ab dem Jahr 2016 zeichnete die Sarner Polygrafin Miranda Comeaux für die ausdrucksstarken Einladungskarten verantwortlich, und zum Konzept gehörte auch, dass die Buchhandlung Dillier aus Sarnen die Ausstellungen literarisch begleitete.
Guschti Meyer setzt den farbigen Schlusspunkt
Insgesamt organisierten Yvonne Gnos und Elisabeth Hartmann 17 Ausstellungen mit 75 Kunstschaffenden. Unter den Eingeladenen aus der gesamten Deutschschweiz befinden sich viele Namen aus Ob- und Nidwalden: Romano Cuonz (Fotografien); Karl Imfeld (Holzarbeiten); Cécile Donzé (Keramik); José de Nève (Glasmalerei); Diego Balli (Comics); Elionora Amstutz, Fredy Odermatt, Charlie Lutz, Schwester Chantal Hug, Pater Eugen Bollin, Franz Bucher Stefan Rogger (Malerei) und Johann Schmucki (Porträts) – um nur einige zu nennen. Nun wird der Kulturraum verkauft, und die beiden Frauen müssen von ihm Abschied nehmen. Elisabeth Hartmann drückt es so aus: «Ich kann loslassen, auch wenn es schmerzt, denn Ideen hätten wir noch genug. Unter dem Strich ist es ein freudiges Zurückschauen, verbunden mit grosser Dankbarkeit.»
Guschti Meyer in seinem Atelier in Wilen. Im Hintergrund Bilder, die er in der letzten Ausstellung im Kulturraum Kägiswil zeigen wird. Bild: Rafael Schneuwly (Wilen, 13.2.2024)
Für Kunstliebhaber gibt es beim Besuch der Ausstellung von Guschti Meyer eine letzte Gelegenheit die schönen Räume zu geniessen. Der Wiler Farbkünstler gehört zur Gruppe der Kunstschaffenden, die den Raum im vergangenen Jahrzehnt mieteten und ihre Ausstellung selbst konzipierten. Meyer wird aus seinem Fundus Farb-Holzschnitte, Aquarelle, Acrylbilder, Skulpturen mit farbigen Gläsern und alle Kapitelbilder aus seinem neuen Buch «Von Rot zu Rot» zeigen. In der Ausstellung ohne Titel kann man einmal mehr bewundern, mit welcher Akribie der Künstler mit den Farben umgeht: Der transparente Farbauftrag bringt die Farben zum Leben; sie lassen das Licht durchscheinen und offenbaren ihren Charakter.
Hinweis
Kulturraum Kägiswil. Bilder zugunsten des Kinderhilfswerks Unicef. Vernissage am Freitag, 23. Februar 2024, um 18 Uhr. Einführung durch den Künstler. Offen am Samstag, 24. Februar, 2. und 9. März von 14 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 25. Februar, 3. und 10. März von 14 bis 17 Uhr; www.farbenkunst.ch.